- Event-Recap: ESG als Wachstumsfaktor
ESG als Wachstumsfaktor: Von der Verpflichtung zur Chance
von Dr. Anja Konhäuser, Christian Riede, Dr. Veronika Montes und Elias Apel
In einem zunehmend volatilen Geschäftsumfeld entwickelt sich ESG von einer reinen Compliance-Pflicht hin zu einem strategischen Wachstumshebel. Während Unternehmen sich an veränderte gesetzliche Vorgaben und steigende Erwartungen von Investor:innen anpassen, wird ESG zum entscheidenden Unterscheidungsmerkmal – mit Auswirkungen auf Finanzierung, Wettbewerbsfähigkeit und Markenwert. Die Diskussionen bei unserem jüngsten ESG-Event mit Rechtsexpert:innen, Digitalstrateg:innen und Anbietern von ESG–Technologien haben gezeigt, wie Unternehmen ESG neu denken und als echte Chance begreifen können.
Politische Entwicklungen und regulatorische Veränderungen
Neue gesetzliche Regelungen haben das ESG-Reporting komplexer gemacht. Im Zentrum steht der sogenannte Omnibus-Vorschlag der EU, der zentrale Rahmenwerke wie die CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive), die CSDDD (Corporate Sustainability Due Diligence Directive), den CBAM (Carbon Border Adjustment Mechanism) sowie die EU-Taxonomie beeinflusst. Diese Vorschläge versprechen zwar potenzielle Vereinfachungen, werfen aber zugleich viele neue Fragen auf – insbesondere für Unternehmen, die sich aktuell auf ihre ESG-Berichterstattung vorbereiten.
Hinzu kommt der Vorschlag „Stop the Clock“, der die ESG-Berichtspflichten für 2025 und 2026 möglicherweise verschiebt. Diese Atempause kann hilfreich sein, bringt jedoch auch Unsicherheiten in Bezug auf Zeitpläne und Umsetzung mit sich. Trotz dieser regulatorischen Bremse bleibt der globale ESG-Trend dynamisch. Während in den USA und teilweise auch in der EU ESG-Initiativen gebremst werden, treiben Länder wie Kanada, Großbritannien, Australien sowie viele asiatische Märkte ihre ESG-Strategien und grünen Investitionen gezielt voran. Das zeigt klar: ESG bleibt langfristig ein zentraler Wettbewerbsfaktor im globalen Kontext.
ESG-Scores und Unternehmensfinanzierung
Ein unmissverständliches Zeichen für die wachsende Bedeutung von ESG ist der Einfluss auf die Unternehmensfinanzierung. Banken beziehen ESG-Scores immer stärker in ihre Kreditentscheidungen ein – und Unternehmen mit schwacher ESG-Performance stoßen bereits heute auf sinkende Finanzierungsmöglichkeiten. Banken fungieren dabei als wirtschaftlicher Seismograph – und ihre Botschaft ist eindeutig: Schlechte ESG-Scores bedeuten schlechte Finanzierungschancen.
Ein Beispiel aus der Praxis: Hochprofitable und wachstumsstarke Automobilzulieferer kämpfen aktuell damit, Kredite für notwendige Transformationen wie neue Produktionsanlagen oder die Erschließung neuer Märkte zu erhalten. Obwohl ihr Geschäftsmodell tragfähig ist, lehnen deutsche Banken die Finanzierung wegen unzureichender ESG-Bewertungen ab.
Warum? Banken suchen keine „Upside-Potenziale“, sondern wollen Risiken minimieren. Die Renditeerwartungen sind begrenzt, die Risikoaversion hingegen hoch. Wenn eine Bank nicht daran glaubt, dass ein Unternehmen in den nächsten sechs bis acht Jahren erfolgreich sein wird, gibt es auch keine langfristige Finanzierung. Unternehmen müssen daher oft auf eigene Mittel zurückgreifen – und selbst Eigenkapitalfinanzierung ist nicht immer eine Option. Ganze Transformationsprozesse geraten dadurch ins Wanken.
Dadurch entsteht ein Kreislauf: Ohne glaubwürdige ESG-Performance sinkt die Finanzierbarkeit. Umgekehrt stärkt eine ESG-Investition die langfristige wirtschaftliche Stabilität – und macht ESG zu einem echten strategischen Enabler. Ein überzeugendes ESG-Profil kann die Kapitalkosten senken und neue Finanzierungsmöglichkeiten erschließen, insbesondere da Kapitalgeber sich zunehmend als Nachhaltigkeitsinvestor:innen verstehen – und nicht nur als finanzielle Stakeholder.
Hinzu kommt der Vorschlag „Stop the Clock“, der die ESG-Berichtspflichten für 2025 und 2026 möglicherweise verschiebt. Diese Atempause kann hilfreich sein, bringt jedoch auch Unsicherheiten in Bezug auf Zeitpläne und Umsetzung mit sich. Trotz dieser regulatorischen Bremse bleibt der globale ESG-Trend dynamisch. Während in den USA und teilweise auch in der EU ESG-Initiativen gebremst werden, treiben Länder wie Kanada, Großbritannien, Australien sowie viele asiatische Märkte ihre ESG-Strategien und grünen Investitionen gezielt voran. Das zeigt klar: ESG bleibt langfristig ein zentraler Wettbewerbsfaktor im globalen Kontext.
ESG als Geschäftschance
Trotz regulatorischer Unsicherheiten verlagern fortschrittliche Unternehmen ihren Fokus zunehmend von reiner Compliance hin zu wertschaffender ESG-Integration. ESG wird dabei immer stärker mit operativer Effizienz, Markenvertrauen und Kundentreue verknüpft – insbesondere, da Ausschreibungen (RFPs) im Technologie-, Medien- und Kommunikationssektor bereits detaillierte Angaben zu CO₂-Emissionen fordern.
Gleichzeitig bietet ESG Potenzial zur Differenzierung. Unternehmen, die freiwillige Standards einführen und transparent berichten, positionieren sich als glaubwürdige Akteur:innen – besonders in Märkten, in denen Greenwashing-Vorwürfe rechtlich und reputativ riskant geworden sind. Entscheidend ist, ESG mit messbarem Geschäftsnutzen zu verbinden: etwa durch Kosteneinsparungen, Marktzugang oder erhöhte Mitarbeiterbindung. ESG ist längst mehr als ein Reputationsinstrument – es wird zum Leistungsfaktor.
Erfolgsfaktoren für ESG-Umsetzung
ESG-Erfolg braucht mehr als gute Absichten – er braucht Klarheit, Abstimmung und Verantwortung. Unternehmen müssen zunächst die für sie relevanten ESG-Faktoren konkret definieren: Dazu gehören z. B. Klimawirkung, Arbeitnehmerrechte oder Diversität im Vorstand. Gleichzeitig ist eine klare Verankerung auf Vorstandsebene notwendig – ebenso wie bereichsübergreifende Zusammenarbeit.
Für nachhaltige Wirkung sollten ESG-Ziele in Vergütungsmodelle und Zielvereinbarungen integriert werden – damit Anreize und ESG-Ambitionen im Einklang stehen. Zudem braucht es starke Daten- und Berichtssysteme, um Fortschritte zu messen, Transparenz zu schaffen und Vertrauen bei Stakeholdern aufzubauen. Technologie spielt hier eine Schlüsselrolle: Sie hilft, Reporting-Prozesse zu optimieren, Kennzahlen nachzuverfolgen und sich flexibel an neue Standards anzupassen.
Fazit: ESG als Wettbewerbsvorteil nutzen
Die Botschaft aus juristischer, strategischer und technologischer Sicht ist eindeutig: ESG verschwindet nicht. Auch wenn politische Entwicklungen kurzfristig zu Verzögerungen führen, ist das strategische und finanzielle Potenzial von ESG größer denn je. Unternehmen, die ESG als Wachstumshebel und nicht als lästige Pflicht verstehen, bauen heute schon resiliente und zukunftsfähige Organisationen auf.
Ob beim Zugang zu Kapital, bei der Kundengewinnung oder beim Risikomanagement – ESG ist längst ein zentraler Treiber langfristiger Wertschöpfung.
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