Energieaudit: Pflicht, Kosten und Checkliste

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Energieaudit?

Ein Energieaudit ist ein systematischer Prozess zur Erfassung, Analyse und Dokumentation aller Energieflüsse in einem Unternehmen mit dem Ziel, Einsparpotenziale zu identifizieren und Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz zu entwickeln. In der Regel findet ein Energieaudit alle vier Jahre statt, jedoch können Unternehmen auch häufigere Audits durchführen, um ihre Energieeffizienz kontinuierlich zu überwachen und zu verbessern.

Was sind die Ziele eines Energieaudits?

Die Ziele eines Energieaudits sind vielfältig und eng mit den Prinzipien von ESG (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) verknüpft.

Erstens zielt ein Energieaudit darauf ab, die Umweltleistung eines Unternehmens zu verbessern. Durch die Identifizierung und Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen kann das Unternehmen seine Treibhausgasemissionen erheblich reduzieren, was einen direkten und positiven Einfluss auf die Umwelt hat.

Zweitens kann ein Energieaudit dazu beitragen, das Bewusstsein für Energieeffizienz und Nachhaltigkeit unter den Mitarbeitern zu stärken und sie aktiv in die Verbesserungsmaßnahmen einzubeziehen. Dies fördert eine soziale Kultur der Nachhaltigkeit und Verantwortung im Unternehmen.

Schließlich kann ein Energieaudit dazu beitragen, die Betriebskosten zu senken, indem es hilft, ineffiziente Energienutzung aufzudecken und Verbesserungsmaßnahmen zu implementieren. Dies kann zu erheblichen Kosteneinsparungen führen, die die finanzielle Leistungsfähigkeit des Unternehmens verbessern können. Das passt auch in den Rahmen von ESG, da eine effiziente Nutzung von Ressourcen und eine gute finanzielle Performance eng miteinander verknüpft sind.

Welche Richtlinien gibt es für einen Energieaudit?

Es gibt verschiedene Standards und Verfahren für Energieaudits, die sich in ihrem Umfang und ihrer Anwendung unterscheiden.

Energieaudits nach DIN EN 16247-1 durchzuführen ist ein guter Ausgangspunkt für Unternehmen, die ihre Energieeffizienz verbessern möchten. Sie sind weniger umfangreich und kostspielig als andere Auditverfahren und bieten einen guten Überblick über den aktuellen Energieverbrauch und mögliche Einsparpotenziale.

Ein zertifiziertes Energiemanagementsystem nach ISO 50001 geht noch einen Schritt weiter. Es erfordert die Einrichtung eines umfassenden Managementsystems, das kontinuierliche Verbesserungen der Energieeffizienz ermöglicht. Dieser Standard eignet sich besonders für Unternehmen, die einen systematischen Ansatz zur Energieeinsparung verfolgen und ihre Energieeffizienz langfristig verbessern möchten.

ISO 50002 hingegen fokussiert sich auf den Bereich Energieaudits und bietet Unternehmen einen Leitfaden für die Durchführung effektiver Energieaudits, um energetische Schwachstellen zu identifizieren und Potenziale zur Steigerung der Energieeffizienz aufzudecken.

Durch die Kombination von ISO 50001 und ISO 50002 können Unternehmen nicht nur ihre Energieeffizienz steigern, sondern auch umweltfreundlichere Praktiken fördern und somit einen wertvollen Beitrag zur Reduzierung der Umweltverschmutzung leisten.

Für Unternehmen, die nicht nur ihren Energieverbrauch, sondern alle ihre Umweltauswirkungen verbessern möchten, bietet sich ein validiertes Umweltmanagementsystem nach EMAS an. EMAS ist das anspruchsvollste System für nachhaltiges Management und erfordert eine umfassende Analyse und kontinuierliche Verbesserung aller umweltrelevanten Prozesse.

Wer ist zum Energieaudit verpflichtet?

Die Verpflichtung zur Durchführung eines Energieaudits ergibt sich aus der EU-Energieeffizienzrichtlinie 2012/27/EU und wurde in Deutschland durch das Energiedienstleistungsgesetz (EDL-G) im April 2015 umgesetzt. Laut diesem Gesetz sind alle Nicht-KMU-Unternehmen dazu verpflichtet, in regelmäßigen Abständen – in der Regel alle vier Jahre – ein Energieaudit durchzuführen.

KMU, also Kleine und Mittlere Unternehmen, sind von dieser Pflicht in der Regel ausgenommen. Die Definition für KMU basiert auf den Empfehlungen der EU-Kommission aus dem Jahr 2003. Ein Unternehmen gilt als KMU, wenn es weniger als 250 Mitarbeiter beschäftigt und einen Jahresumsatz von maximal 50 Millionen Euro oder eine Jahresbilanzsumme von maximal 43 Millionen Euro hat.

Die Pflicht gilt für alle anderen Unternehmen, unabhängig von ihrer Branche oder ihrem Geschäftsmodell. Dazu gehören sowohl inländische Unternehmen als auch ausländische Unternehmen mit Betriebsstätten oder Tochtergesellschaften in Deutschland.

Bei Nichterfüllung der gesetzlichen Pflicht zur Durchführung eines Energieaudits drohen den betroffenen Unternehmen Bußgelder. Darüber hinaus kann die öffentliche Bekanntmachung eines Verstoßes gegen das EDL-G erhebliche Auswirkungen auf das Image und die Reputation eines Unternehmens haben.

Was sind die Aufgaben des Energieauditors?

Ein Energieauditor spielt eine entscheidende Rolle im Energieaudit-Prozess. Seine Aufgaben umfassen im Allgemeinen die Analyse der aktuellen Energieverbräuche und -kosten, die Identifizierung von Energieeinsparpotenzialen und die Entwicklung von Empfehlungen zur Verbesserung der Energieeffizienz.

Die Auswahl des richtigen Energieauditors für Ihr Unternehmen hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wichtig sind nicht nur die Qualifikationen und die Erfahrung des Auditors, sondern auch seine Branchenkenntnisse. Ein Energieauditor, der Erfahrung in Ihrer Branche hat, wird besser in der Lage sein, die spezifischen Energieverbräuche und -herausforderungen Ihres Unternehmens zu verstehen und geeignete Lösungen vorzuschlagen.

Die Energieaudit-Checkliste

Um ein Energieaudit durchzuführen, folgen Sie diesen Schritten:

1

Audit-Initiierung

In dieser Phase wird der erste Kontakt hergestellt, die Kontextbedingungen des Audits werden abgesteckt, die Ziele und Hoffnungen werden konkretisiert und die Standards zur Bewertung von Energieeffizienzinitiativen werden besprochen.

2

Eröffnungstreffen

Hier werden die für das Audit zu sammelnden Informationen geklärt und ein Audit-Verantwortlicher innerhalb des Unternehmens ernannt.

3

Datensammlung

In diesem Schritt werden notwendige Daten und beeinflussende Faktoren erfasst und aufbereitet.

4

Felduntersuchung

In dieser Phase werden das Gebäude und die Einrichtungen direkt begutachtet, um mögliche Verbesserungen zu identifizieren.

5

Datenprüfung

In diesem Abschnitt erfolgt die Aufgliederung des Energieverbrauchs auf die Verbrauchs- und Versorgungsseite, die Auswertung von Strategien zur Steigerung der Energieeffizienz und die Darstellung der angewandten Berechnungstechniken und Annahmen.

6

Erstellung des Audit-Berichts

In dieser Phase wird eine Liste der Optionen zur Verbesserung der Energieeffizienz erstellt, gefolgt von entsprechenden Schlussfolgerungen.

7

Abschlusstreffen

Schließlich werden die Ergebnisse präsentiert und erläutert, und der Bericht wird dem Unternehmen übergeben.

Welche Kosten umfasst ein Energieaudit?

Die Energieaudit Kosten können stark variieren und hängen von einer Reihe von Faktoren ab. Dazu gehören die Größe und Komplexität des Unternehmens, die Art und Anzahl der zu prüfenden Energieprozesse und -systeme, sowie der Aufwand für die Datenerfassung und -analyse. Weitere Kosten können für die Beauftragung eines externen Energieauditors und für eventuell notwendige technische Untersuchungen anfallen.

Für kleinere Unternehmen kann ein Energieaudit einige Tausend Euro kosten, während die Kosten für größere Unternehmen mit komplexen Energieprozessen und -systemen schnell in den fünfstelligen Bereich steigen können. Es ist auch wichtig zu beachten, dass der Umfang des Audits einen großen Einfluss auf die Kosten hat. Ein einfacher Überblicksaudit wird weniger kosten als ein detailliertes Audit, das eine tiefgreifende Analyse aller Energieprozesse und -systeme beinhaltet.

Trotz der anfänglichen Kosten kann ein Energieaudit eine lohnende Investition sein. Durch die Identifizierung und Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen können Unternehmen ihren Energieverbrauch und damit ihre Energiekosten deutlich senken. Darüber hinaus kann ein Energieaudit dazu beitragen, die Energieeffizienz zu verbessern und die CO2-Emissionen zu reduzieren, was sowohl aus ökologischer als auch aus ökonomischer Sicht vorteilhaft ist.

Isabella Calderon Hoyos
Partner

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